Szene aus dem Dokumentarfilm „Dresden ehrt die Arbeit": Zum „Feiertag der nationalen Arbeit und deutschen Volksfeiertag" beflaggte Schloßstraße. 1933

Foto: © SLUB / Deutsche Fotothek / Borchert, Christian

Szene aus dem Dokumentarfilm „Zeitdokumente: Ausstellung ,Entartete Kunst' im Lichthof des Dresdner Rathauses." Besucher der Ausstellung „Spiegelbilder des Verfalls in der Kunst" vor dem Gemälde „Der Schützengraben" von Otto Dix. 1933

Foto: © SLUB / Deutsche Fotothek / Borchert, Christian, VG BildKunst

Abriss der Dresdner Synagoge. 1938. Filmstill

© Filmarchiv Hirsch-Film Dresden

Adolf Hitler vor der Semperoper. 1934

Foto: ullstein bild

Die erste Dresdner Bücherverbrennung: SA-Männer verbrennen am 8. März 1933 unter dem Schutz der Polizei Akten und Bücher aus dem gestürmten Gebäude der Dresdner Volkszeitung und des Verlages Kader & Co. am Wettiner Platz. 1933

Foto: Museen der Stadt Dresden, SLUB/Deutsche Fotohek

Filmausschnitt: 1. Mai 1933, Tag der Arbeit, 1933

© Filmarchiv Hirsch-Film Dresden

06  Terror nach innen

Nächste Station

Dieser Raum ist ganz in rotes Licht getaucht. Es ist das Rot der Hakenkreuzfahne, die am 13. März 1933 offiziell als neue Reichsflagge eingeführt wird.

Notverordnungen, die nach dem Brand des Berliner Reichstages am 27. Februar 1933 vom Reichspräsidenten erlassen werden, setzen wesentliche Grundrechte der Weimarer Verfassung außer Kraft. Zugleich ermöglichen sie es der NSDAP, mit staatlicher Gewalt die Opposition zu zerschlagen.

Allein in Sachsen werden mehrere Tausend politische Gegner der Nationalsozialisten – vor allem Kommunisten, Sozialdemokraten und Gewerkschafter – in sogenannten Schutzhaftlagern inhaftiert. Misshandlungen durch SA-Wachen sind an der Tagesordnung.

Ein weiterer wichtiger Schritt auf dem Weg in die Diktatur ist die Ende März 1933 beginnende Gleichschaltung der Länder. Diese werden ihrer politischen Hoheitsrechte beraubt und künftig von sogenannten Reichsstatthaltern regiert.

Als Reichsstatthalter von Sachsen amtiert bis 1945 Martin Mutschmann. Er ist ein treuer Anhänger Hitlers und fanatischer Antisemit, der brutal gegen all diejenigen vorgeht, die den Feindbildern der Nationalsozialisten entsprechen. Die Bücherverbrennungen in Dresden vom 7. und 8. März 1933 sind Teil des beginnenden Terrors. Zwei Monate später beteiligen sich nationalsozialistisch eingestellte Studenten der Technische Hochschule Dresden an den reichsweit initiierten Bücherverbrennungen, denen die Werke von Karl Marx, Kurt Tucholsky, Heinrich Mann, Erich Kästner und anderen namhaften Autoren zum Opfer fallen.

Historische Aufnahmen auf der rechten Seite der vier Stelen zeigen, wie Propaganda und Gleichschaltung das öffentliche Leben in der Stadt prägen.

Die Diskreditierung durch die Nationalsozialisten betrifft den gesamten Bereich der Kunst und Kultur: Im September 1933 eröffnet im Neuen Rathaus eine Häme-Ausstellung angeblich „entarteter“ Kunst. Gemälde, Zeichnungen und Skulpturen moderner Dresdner Künstlerinnen und Künstler werden öffentlich an den Pranger gestellt.

Im besonderen Maße richten sich Gewalt und Verfolgung gegen jüdische Menschen. Antisemitismus ist in Deutschland, auch in Dresden, schon lange vor 1933 verbreitet; die Nationalsozialisten greifen die Judenfeindlichkeit auf und steigern sie zu einem grausamen Terror.

Es beginnt mit Aufrufen zum Boykott jüdischer Geschäfte und der systematischen Entrechtung der Dresdner Jüdinnen und Juden. Die von Gottfried Semper entworfene Synagoge wird während der sogenannten Reichskristallnacht am 9. November 1938 von SA-Leuten geplündert und anschließend in Brand gesteckt. Ein Foto zeigt den Abriss der Brandruine, für dessen Kosten die jüdische Gemeinde aufkommen muss.

1940 erfolgen Zwangsumsiedlungen in sogenannte Judenhäuser. 1942 beginnen die systematischen Deportationen von Juden in Ghettos und Konzentrationslager. Unter den rund sechs Millionen Opfern des Holocaust sind mehrere Tausend jüdische Menschen aus Dresden.

Durch die Fotografien zur linken Seite der Stelen erhalten die unter der NS-Herrschaft Verfolgten einen Namen, ein Gesicht und eine Geschichte. Es sind nur Wenige, doch sie stehen stellvertretend für das Schicksal unzähliger Opfer der nationalsozialistischen Diktatur.

Nehmen Sie sich einen Moment Zeit für diese Texte. Sie erzählen von Jenny Schaffer-Bernstein, einer gefeierten Schauspielerin am Dresdner Theater, deren Karriere 1933 – und später auch ihr Leben – unter den Nationalsozialisten schlagartig endet.

Oder von Fritz Busch, dem Stardirigenten und Direktor der Semperoper, den SA-Leute wegen seiner politischen Haltung so lange bedrohen, bis er Dresden verlässt.

Mit der systematischen Verfolgung, Vertreibung und Ermordung Tausender Dresdnerinnen und Dresdner aus rassistischen und politischen Gründen beginnt 1933 eine innere, mentale Zerstörung Dresdens, die von der Kulturmetropole kaum mehr als eine äußere Fassade übrig lässt.

Der nächste Ausstellungsraum thematisiert die Ausweitung des NS-Terrors mit dem deutschen Angriffskrieg, der die Zerstörung Dresdens zur Folge haben wird.